FAQ – Übersicht zu allgemeinen Informationen und allen Ausbildungsberufen am BSZ Vogtland, Schulteil Reichenbach
Mechatroniker für Kältetechnik
Mechatroniker für Kältetechnik befassen sich mit der Planung, Auslegung, Montage, Wartung und Instandsetzung einfacher bis sehr komplexer Anlagen und Geräte zur Kühlung und Klimatisierung sowie mit Wärmepumpensystemen.
Die Ausbildung wird von Meisterbetrieben des Kälteanlagenbauerhandwerks oder Industriebetrieben mit Ausbildungsberechtigung durchgeführt.
Mechatroniker für Kältetechnik arbeiten selten in ihrer eigenen Werkstatt. Meistens führt ein Auftrag sie direkt zum Betreiber einer Kälteanlage. Dort müssen sie sich mit den unterschiedlichsten Anforderungen auseinandersetzen, sich auf spezielle Bedürfnisse des Kunden einrichten: Bäckereien, Schlachtereien, Gaststätten legen z. B. großen Wert auf Sauberkeit während der Arbeit. In Supermärkten sollen die Kunden nicht beim Einkauf gestört werden. Medizinische, pharmazeutische oder biologische Laboratorien erfordern wiederum besonders rasches Arbeiten, denn nicht selten sichern Kälteanlagen in solchen Räumlichkeiten Millionenwerte.
In der Regel dauert die Ausbildung dreieinhalb Jahre. Bei bestandener Abschlussprüfung in einem anderen Ausbildungsberuf oder Nachweis der allgemeinen Hochschulreife bzw. Fachhochschulreife kann das erste Ausbildungsjahr anerkannt werden und somit der Einstieg in das zweite Ausbildungsjahr erfolgen.
Generell ist ein ausgeprägtes Interesse an Technik wichtig. Ebenso sind gute Vorkenntnisse aus einem mittleren Bildungsabschluss in den Fächern Mathematik, Physik und Chemie für den Ausbildungserfolg entscheidend. Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis stellen Betriebe überwiegend Auszubildende mit mittlerem Bildungsabschluss ein.
Das Berufliche Schulzentrum Vogtland mit seinem Schulteil in Reichenbach wurde von der Kultusministerkonferenz der Länder autorisiert, länderübergreifende Fachklassen für den Beruf Mechatroniker für Kältetechnik für eine Anzahl von Bundesländern zu führen. Gegenwärtig
sind das die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Für Auszubildende findet der Berufsschulunterricht in länderübergreifenden Fachklassen als Turnusunterricht statt.
Gemäß einer Orientierung des Bundesinnungsverbandes des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerkes soll schon das 1. Lehrjahr (Grundstufe) in den länderübergreifenden Fachklassen Mechatroniker für Kältetechnik absolviert werden. Dies gewährleistet neben der Vermittlung metalltechnischer Ausbildungsinhalte die Nutzung des 1. Lehrjahres zur Vermittlung berufsspezifischen Wissens und Könnens in den Teilbereichen Kältetechnik und Elektrotechnik. Dadurch kann der im Beruf Mechatroniker für Kältetechnik notwendigerweise umfangreichen Ausbildung auf kälte- und klimatechnischem sowie elektronischem und steuerungstechnischem Gebiet zeitlich angemessen entsprochen werden.
Die Lernfelder der Berufsschule basieren auf berufsbezogenem Unterricht in den Bereichen Kälte- und Klimatechnik, Elektrotechnik sowie Metalltechnik. Praktische Ausbildungsanteile des Berufsschulunterrichts werden innerhalb des sogenannten gerätegestützten Unterrichts vermittelt. Der berufsbezogene Unterricht der Berufsschule wird in folgenden Lernfeldern erteilt:
1. Ausbildungsjahr:
Lernfeld 1 Analysieren von kälte- und klimatechnischen Anlagen und Prüfen von Funktionen
Lernfeld 2 Herstellen von Anlagenteilen kälte- und klimatechnischer Baugruppen
Lernfeld 3 Untersuchen und Prüfen der Funktion von elektrischen Anlagenteilen in Kälte- und Klimaanlagen
Lernfeld 4 Planen und Ausführen von elektrischen Installationen am Einphasenwechselstromnetz
Lernfeld 5 Warten von kälte-, klima- und elektrotechnischen Anlagenteilen
2. Ausbildungsjahr:
Lernfeld 6 Planen einer Kälte- und Klimaanlage
Lernfeld 7 Verlegen von Rohrleitungen und Kanälen
Lernfeld 8 Anschließen und Prüfen von Einphasenwechselstromantrieben für Kälte- und Klimaanlagen
Lernfeld 9 Herstellen und Prüfen von elektromechanischen und elektronischen Steuerungen
Lernfeld 10 In Betrieb nehmen von Kälte- und Klimaanlagen
3. Ausbildungsjahr:
Lernfeld 11 Auswählen und Montieren von Wärmeaustauschern, Drosselorganen und Bauteilen
Lernfeld 12 Auswählen und Montieren von Verdichtern
Lernfeld 13 Auswählen und Anschließen von elektrischen Betriebsmitteln an das Dreiphasenwechselstromnetz
Lernfeld 14 Installieren, Einstellen und Prüfen von elektronischen Steuerungen und Regelungen
Lernfeld 15 Bauen von klimatechnischen Anlagen und Systemen
4. Ausbildungsjahr:
Lernfeld 16 Bauen von kältetechnischen Anlagen und Systemen
Lernfeld 17 Instandhalten und Entsorgen von kälte- und klimatechnischen Anlagen
Darüber hinaus werden im berufsübergreifenden Bereich die Fächer Deutsch/Kommunikation, Englisch, Wirtschaftskunde, Gemeinschaftskunde und Sport unterrichtet. Das Fach Englisch wird nach dem zweiten Ausbildungsjahr abgeschlossen.
Empfohlene Arbeitsmittel
- DIN A4-Ordner breit
- Trennblätter DIN A4 (21 x)
- Schulblock DIN A4, kariert
- Taschenrechner mit Winkelfunktionen (sin, cos, …) und π-Taste sowie den Funktionen x2, √x, x3, ex, ln x
- Schreibzeug, Radiergummi
- Lineal, Geodreieck, Zirkel
- Feinminenbleistifte – Set (0,35 – 0,5 – 0,7)
- Set farbige Stifte
- Arbeitskittel aus Baumwolle für gerätegestützten Unterricht
Im Sportunterricht sind helle abriebfeste Turnschuhe erforderlich, die nicht als Straßenschuhe verwendet werden dürfen.
Prinzipiell herrscht in Sachsen Lernmittelfreiheit. Dazu gehören Lehrbücher und Arbeitshefte, die als Leihexemplare von der Schule (bzw. dem Schulträger) für die Auszubildenden kostenfrei zur Verfügung gestellt werden und zum Ausbildungsende zurückzugeben sind.
Innerhalb des gerätegestützten Unterrichts werden zum Beispiel detaillierte Messungen und Einstellarbeiten an unterschiedlichen Kältekreisläufen oder einzelnen Bauteilen vorgenommen. Mit den Ergebnissen werden unterschiedliche Funktionen des Kältekreislaufs oder eines einzelnen Bauteils beurteilt. Außerdem werden elektromechanische und elektronische Steuerungen für Kälteanlagen als Schaltkasten aufgebaut und in Betrieb genommen. Weiterhin werden mögliche Fehlerquellen an den Schaltungen und Experimentierständen messtechnisch analysiert und die Fehlerursache eingegrenzt. Im SPS-Labor werden speicherprogrammierbare Steuerungen aufgebaut und erprobt. In der Metallwerkstatt werden praktische Übungen zur Bearbeitung von unterschiedlichen Werkstoffen, die im Kälteanlagenbau verwendet werden, durchgeführt.
Im Rahmen des Berufsschulunterrichts werden unterschiedliche branchenspezifische Softwareanwendungen zur Analyse, Simulation und Auslegung von Kältekreisläufen genutzt. Dies geht vom digitalen Kältemittelschieber als App für das Smartphone über Auslegungsprogramme von Komponentenherstellern bis hin zu komplexen digitalen Analyse und Programmierwerkzeugen für Kälte- und Klimaanlagen sowie Wärmepumpensysteme.
Außerdem werden die Mechatroniker für Kältetechnik in die Bedienung der Software für Speicherprogrammierbare Steuerungen und des technischen Zeichenprogramms AUTO-SKETCH eingewiesen und müssen damit Aufgaben lösen.
Die überbetriebliche Ausbildung ist einer der drei Lernorte für eine duale Berufsausbildung: Ausbildungsbetrieb – Berufsschule – Überbetriebliche Ausbildung. Sie dient in erster Linie der Anpassung an die ständig fortschreitende technische Entwicklung und stellt weiterhin sicher, dass allen Auszubildenden vergleichbare praktische Fertigkeiten vermittelt werden.
Die Durchführung der Lehrgänge der Überbetrieblichen Lehrunterweisung sind von den Handwerkskammern beschlossen und damit Pflichtbestandteil der Ausbildung.
Die überbetriebliche Ausbildung für das Kälteanlagenbauerhandwerk findet an der Sächsischen Kältefachschule (SKF), Rathenaustraße 12, 08468 Reichenbach im Vogtland statt. Das hat den Vorteil, dass die Überbetriebliche Lehrunterweisung (ÜLU) und die Berufsschule sich an einem Ort befinden und sehr eng zusammenarbeiten. Die Sächsische Kältefachschule befindet sich in Trägerschaft der Sächsischen Innung der Kälte- und Klimatechnik.
Mit der bestandenen Gesellenprüfung zum Mechatroniker für Kältetechnik wird auf Antrag gleichzeitig die persönliche Zertifizierung gemäß Chemikalien-Klimaschutz-Verordnung, Kategorie I verliehen. Eine getrennte Prüfung muss in diesem Fall nicht abgelegt werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, im Fach Englisch an der Prüfung zur Zertifizierung von Fremdsprachenkenntnissen in der beruflichen Bildung teilzunehmen. Bei bestandener Prüfung wird ein Zertifikat mit entsprechender Niveau-Beschreibung übergeben. Die Anmeldung zur Prüfung finden Sie hier.
Im Rahmen des europäischen Förderprogramms Erasmus+ besteht für Auszubildende die Möglichkeit, während der Ausbildung ein Praktikum in einem fachlich adäquaten Unternehmen in Europa zu absolvieren. Dies wird von der Europäischen Union finanziell unterstützt und eröffnet für die Auszubildenden eine großartige Chance zur Weiterentwicklung. Dieser Lernaufenthalt bedeutet auch für das Ausbildungsunternehmen einen großen Mehrwert. Unser Berufliches Schulzentrum Vogtland unterstützt und befürwortet o. g. Lernaufenthalte von Auszubildenden im europäischen Ausland. Bitte senden Sie bei Interesse eine E-Mail an
erasmus@bsz-vogtland.de.
Nur in begründeten Ausnahmefällen kann die Ausbildung verkürzt und der Teil 2 der Gesellenprüfung ein halbes Jahr früher abgelegt werden. Details dazu sind in der Gesellenprüfungsordnung geregelt.
Die Berufsausbildung wird mit der Gesellenprüfung abgeschlossen. Die Gesellenprüfung wird als gestreckte Prüfung (2 Prüfungsteile) durchgeführt. Beide Prüfungsteile gehen in das Gesamtergebnis der Gesellenprüfung ein.
Gestreckte Prüfung, Prüfungsteil 1
Während der Ausbildungszeit, konkret im 2. Ausbildungsjahr, wird der Ausbildungsstand in Form einer schriftlichen und praktischen Prüfung festgestellt. Die Teilnahme am Prüfungsteil 2 (Abschlussprüfung) setzt den nachgewiesenen Prüfungsteil 1 voraus.
Prüfungsteil 2 (Abschlussprüfung)
Die Berufsausbildung endet mit der Abschlussprüfung, bei der die erworbenen Fertigkeiten und Kenntnisse praktisch und schriftlich geprüft werden.
Prüfungsteil 1 – 30% Wertigkeit für die Gesamtprüfung
- Praxis: Arbeitsauftrag, Baugruppe herstellen mit Fachgespräch (6 Stunden)
- Theorie: schriftlichen Aufgaben (1 Stunde)
Prüfungsteil 2 – 70% Wertigkeit für die Gesamtprüfung
- Praxis: max. 10 Stunden (2 Tage) Kundenauftrag mit: Kälteanlage bauen, Fachgespräch, Fehlersuche und -Behebung
- Theorie: (5 Stunden) Schriftliche Aufgaben: – fallorientierte fachliche Aufgaben Kälte- und Klimatechnik (4 Stunden), fallorientierte Aufgaben WISO (1 Stunde)
Für die Terminwahl, Organisation, Durchführung und Auswertung ist der Gesellenprüfungsausschuss MKT verantwortlich. Der Prüfungsteil 1 findet am Ende des 2. Ausbildungsjahres statt; Prüfungsteil 2 am Ende der Ausbildung.
Die Verantwortung für die Anmeldung liegt beim Lehrling! Nur das erste Schreiben mit dem Anmeldeformular erhält noch der Betrieb. Sämtlicher sonstiger Schriftverkehr, wie Einladung zur Prüfung, Ergebnis der Prüfung, wird über die Lehrlinge direkt abgewickelt mit der Maßgabe, den Ausbildungsbetrieb zu informieren.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Berufsausbildung bestehen beispielsweise Möglichkeiten der Fortbildung zum:
- Kälteanlagenbauermeister
- Staatlich geprüften Techniker, Fachrichtung Kälte- und Klimasystemtechnik
Ein fachrichtungsbezogenes Studium ist bei Vorliegen der entsprechenden Zugangsvoraussetzungen für die Hochschulen ebenfalls möglich.
Das Kompetenzzentrum für Kälte- und Klimatechnik besteht aus dem staatlichen Beruflichen Schulzentrum Vogtland in Trägerschaft des Vogtlandkreises und der Sächsischen Kältefachschule in Trägerschaft der Sächsischen Innung der Kälte- und Klimatechnik.
Durch die direkte Zusammenarbeit beider Bildungsstätten im Kompetenzzentrum für Kälte- und Klimatechnik ergeben sich zahlreiche positive Effekte für die Ausbildung, von denen die Ausbildungsbetriebe erfahrungsgemäß profitieren. Die unmittelbare und kurzfristig mögliche Abstimmung von Berufsschule und überbetrieblicher Ausbildung, die gemeinsame Nutzung der unterschiedlichen Demonstrations- und Versuchsanlagen sowie der umfangreichen Bauteilsammlungen beider Schulen oder die Realisierung gemeinsamer Projekte sind nur einige Beispiele dafür.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Am 06.10.2020 erfolgte die offizielle Einweihung des neuen Kältelabors in der Berufsschule. Im Kältelabor des BSZ stehen acht kältetechnische Trainingsarbeitsplätze für den praktischen Berufsschulunterricht zur Verfügung.
Für die Mechatroniker für Kältetechnik stehen somit für den Praxisunterricht vielfältige Experimentiermöglichkeiten zum einstufigen Kältekreisprozess bereit. Dies beginnt bei einfachen Thermostatsteuerungen für den vollhermetischen Hubkolbenverdichter über Abpump- und Abtauschaltungen sowie Schaltungen mit Kühlstellenreglern im Kältekreislauf bis hin zur digitalen Vernetzung der Einzelarbeitsplätze mit entsprechenden Reglersystemen zu einem kleinen Supermarkt mit acht Kühlstellen.
An den Arbeitsplätzen lassen sich sämtliche in der Praxis wichtigen Grundschaltungen sowohl kältetechnisch als auch elektrotechnisch aufbauen. Eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Messung unterschiedlicher Betriebskenngrößen sowie für Eingriffe in den Kältekreislauf sichert die unmittelbare experimentelle Nachprüfbarkeit theoretischer Aussagen zum Kältekreisprozess.
In der Ausbildung zum Mechatroniker für Kältetechnik sind auch Themen zu natürlichen Kältemitteln enthalten. Zu dieser Gruppe von Kältemitteln gehören zum Beispiel Kohlenstoffdioxid (R744), Propan (R290) und Ammoniak (R717). Die Vermittlung von Kenntnissen zu diesen Stoffen und ihrem Einsatz in Kälteanlagen ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der Ausbildung zum Mechatroniker für Kältetechnik. Da in den vergangenen Jahren die Bedeutung dieser Kältemittel in der gesamten Branche stark zugenommen hat, verlagern sich auch die Ausbildungsschwerpunkte immer mehr hin zur sicheren Anwendung natürlicher Kältemittel in Kälte- und Klimaanlagen sowie Wärmepumpen.